Christof Bauer – 04.07.2015

Am Freitag, dem 12.02.2016, verstarb ganz plötzlich – mitten aus dem Leben, beim Orgelspiel, das er so sehr liebte – unser langjähriger Chorassistent Christof Bauer.

Bereits während seines Studiums, 1969, kam er zum Universitätschor. An der Seite unseres damaligen Chorleiters Karl Haffner wuchs er schnell in eine Rolle hinein, für die die offizielle Bezeichnung „Chorassistent“ viel zu eng war. Er war nicht nur der technisch exzellente, vorausschauende und einfühlsame Korrepetitor, er brachte auch mit seinem schwungvollen, überzeugenden Dirigat, knappen, treffenden Erklärungen und großer Hingabe ganz eigene künstlerische Gestaltungsfacetten ein. Ein breit gefächertes, am besten auswendig singbares Repertoire neben den großen Werken war ihm wichtig. So trug er ganz wesentlich zur künstlerischen Entwicklung unseres Chores in dieser Zeit bei. Auch nachdem er Anfang 1989 mit einem lachenden und einem weinenden Auge die Tätigkeit im Universitätschor beendet hatte, um mehr Zeit für andere Aufgaben zu haben, blieb er uns treu. Er half gelegentlich in Registerproben oder im Chorlager aus und begleitete mit Interesse als treuer Konzertbesucher die weitere Entwicklung des Chores. Kein Ehemaligentreffen verging, ohne dass „unser Christof“ erneut zur Stimmgabel und / oder in die Klaviertasten greifen musste. Oder wir trafen ihn bei Projekten im Rahmen der Musikfestspiele oder mit der Singakademie Chemnitz wieder.

Sicher war uns damals, in seiner aktiven Zeit bei uns, gar nicht immer bewusst, wieviel Glück wir hatten. Für uns war es selbstverständlich, dass – wenn Christof am Klavier die Proben begleitete – eigentlich das ganze Orchester aufspielte. Und dass trotzdem die wichtigen Chortöne sofort zu hören waren, wenn eine Stimmgruppe diese Hilfe einmal brauchte. Oder dass er mal eben „vom Blatt“ eine ganze Klavierpartitur einen halben Ton transponieren konnte, weil sich Dirigent und Chor spontan zu einer neuen Tonart „entschlossen“ hatten... Klar, da war ein anerkannter Profi – Musiker und Hochschullehrer – am Werk, aber diesem wäre es niemals eingefallen, das herauszukehren.

Was er in seinem eigentlichen Beruf an der Staatsoper Dresden und als Lehrer an verschiedenen Bildungseinrichtungen geleistet hat, ist jetzt schon viel und hoch berechtigt gewürdigt worden. Doch Christof Bauer hat mit derselben Akkuratesse, Freundlichkeit und Achtung auch mit Laien gearbeitet – nicht nur mit dem Universitätschor Dresden. Immer war er der bescheidene, aber souveräne Diener an der Musik, den Sängern und den Zuhörern – in dieser Reihenfolge, und ohne Ansehen der Person oder gar der Entlohnung. Ohne viele Worte konnte er vermitteln, dass in jedem Moment genau die Musik wichtig war, die gerade auf dem Pult lag. Natürlich hat er von uns erwartet, dass wir da mitwollen, hat Begeisterung und Qualität auch eingefordert. Auch wenn das – zumal in einer abendlichen Probe nach einem langen Studien- oder Arbeitstag – nicht immer für jeden optimal „gepasst“ hat: irgendwas hat da jeder mit nach Hause genommen, bewusst oder unbewusst, und bei manchem ist das Chorsingen ein Lebensbedürfnis geworden und bis heute geblieben.

All dies machte Christof zu einem Freund mitten im Chor, zum Kristallisationspunkt, zum „primus inter pares“, dem Ersten unter Gleichen. Auch wenn der „Dienst“ vorbei war – sei es bei Chorfeiern, auf langen Busfahrten – Christof war immer mit Leib und Seele dabei, sang und lachte mit uns, dirigierte, schrieb sich die gehörten Witze mit Mikrobleistift in Nanoschrift in sein Notizbuch. Freundschaften, die damals im Chor geknüpft wurden, haben bis heute gehalten und verbinden Familien – auch, und ganz besonders jetzt, mit der seinen.

Von den heutigen Mitgliedern des Universitätschores waren die meisten noch gar nicht geboren, als Christof Bauer im Unichor aktiv war. Wir wenigen, die seit damals noch dabei sind, und die vielen Ehemaligen, die Christof miterleben durften, verbürgen sich dafür: das war ein wichtiges Stück Chorgeschichte, unserer Geschichte!

So sagen wir alle: Danke, Christof! Wir werden Dich nicht vergessen.

Foto: Inge + Klaus Zeiger, 65. Chorjubiläum
Text: Thomas Range und Christian Küfner