Am Donnerstag, dem 01.12.2022, verstarb unser ehemaliger, langjähriger künstlerischer Leiter, Karl Haffner, im Alter von 92 Jahren.
Karl Haffner übernahm die Leitung des Universitätschores im Jahre 1965. Ursprünglich sollte das nur eine Übergangslösung sein, bis ein neuer Chorleiter gefunden wäre. Sein Vorgänger, Werner Matschke, hatte neue Aufgaben übertragen bekommen, und musste den Chor aus diesem Grunde abgeben. Aus der „Übergangszeit“ wurden für Karl Haffner fast 30 Jahre. Wie alle Dirigenten vor ihm prägte auch er den Chor durch seine Anforderungen und seine Auswahl der Werke. Der Chor mochte Karl Haffner sehr. Neue Studenten und Freunde wurden von aktiven Chormitgliedern oft damit angeworben, dass ihnen gesagt wurde: „Da ist Karl, den müsst ihr unbedingt erleben!“
Viele Jahre, fast von Beginn an, begleitete ihn Christof Bauer als Chorassistent. Diese beiden hervorragenden Künstler ergänzten sich ideal hinsichtlich ihrer Anforderungen, Werksauffassungen und Probenstile. Darüber hinaus verband sie eine herzliche Freundschaft. Für den Chor brachte dies alles eine Zeit großer Stabilität und Kontinuität sowie ein weit gefächertes Repertoire – wer nach dem Studium in Dresden bleiben konnte, blieb oft auch dem Chor treu. Für viele wurden die im Universitätschor geweckte Freude am Chorgesang, die hier gebildeten Freundeskreise und Partnerschaften prägend für ihr ganzes Leben.
Karl Haffner führte den Universitätschor zu zahlreichen Höhepunkten, darunter viele Auslandsreisen und Wettbewerbe, nicht zu vergessen die für den Chor so bedeutsamen Chorlager. Konsequent nutzte er seine eigentliche Haupttätigkeit im Volkskunstensemble „Juliot Curie“ des Stahl- und Walzwerkes Riesa und seine guten Verbindungen zum Staatlichen Sinfonieorchester Riesa (heute Teil der Elblandphilharmonie) zum Vorteil „seiner Studenten“, wie er sich ausdrückte. Viele gemeinsame Projekte – vor allem mit großen chorsinfonischen Werken – wurden dadurch möglich, denn Karl Haffner war auch als Orchesterdirigent souverän und angesehen. Die damit verbundene umfangreiche organisatorische Arbeit leistete er einfach zusätzlich zu seiner künstlerischen – ohne großes Aufsehen.
Während seine ersten Jahre im Universitätschor – wie zu dieser Zeit üblich – noch stark von der Förderung der sozialistischen Lied- und Werkskultur geprägt waren, lotete Karl Haffner sehr zeitig die „Toleranzfähigkeit“ der wachsamen Verwaltung aus. Ab den 80er Jahren erweiterte er das Repertoire des Chores schrittweise hin zu bekannten Chorwerken früherer Epochen, insbesondere auch geistlicher Chormusik und Chorsinfonik. Als Universitätschor Werke von Heinrich Schütz sowie die Requiems von Brahms und Mozart aufzuführen, war in dieser Zeit Pionierarbeit.
Im Jahre 1993 übergab Karl Haffner die Leitung des Universitätschores in die Hände von Maja Sequeira, die ihm bereits mehrere Jahre als Assistentin zur Seite gestanden hatte. Mit einem feierlichen Konzert im Juli 1993 wurde er herzlich verabschiedet. Solange es seine Gesundheit zuließ, hat er jedoch auch darüber hinaus die weitere Entwicklung „seiner“ Dresdner mit Interesse verfolgt und gemeinsam mit seiner Frau zu vielen Chormitgliedern eine Verbindung aufrechterhalten.
Auch wenn im heutigen Universitätschor nur noch ganz wenige Karl Haffner selbst kennen und lieben gelernt haben – sie und die vielen Ehemaligen, die unter ihm im Chor singen durften, sind sich ganz sicher: Karl Haffner hat ein sehr wichtiges Stück der Chorgeschichte – und für die eine oder den anderen auch der Lebensgeschichte – mitgeschrieben. Wir werden ihn nicht vergessen!
Foto: Christian Küfner
Text: Thomas Range, Christian Küfner